Der Schritt zum fertigen Bild
Wie versprochen geht es im heutigen Blog um die Entwicklung/Bearbeitung einer Nachtaufnahme. Die ausschlaggebenden Punkte haben wir ja letztes Mal behandelt, als kleine Aufrischung nochmal einen Input:
Offenblende + Hohe ISO + begrenzte Verschlusszeit = mässige Qualität
Mit einem Star Tracker wie der Polarie einer ist, lassen sich gleich zwei dieser Einschränkungen problemlos überwinden. Nimmt man nun noch die Technik des Steckens dazu, erledigt sich die Problematik der hohen ISO Zahl gleich mit und wir landen bei einer Nachtaufnahme die daher kommt wie ein Bild bei Tageslicht. Das wiederum bedeutet maximale Kontrolle in der Nachbearbeitung.
Soweit so gut. Mit was arbeitet man aber jetzt am besten?
Für mich haben sich folgende Programme super bewährt;
Adobe Bridge / Lightroom
Starry Landscape Stacker (nur für MacOS)
Adobe Photoshop CC
PTGui (für anspruchsvolle Panoramen)
Jedes dieser Programme erfüllt bei mir seinen eigenen Zweck und der Ablauf sieht praktisch immer gleich aus, sei es eine normale Tagesaufnahme oder eben ein Bild der Milchstrasse. Den Unterschied machen die Zwischenschritte die nötig werden, bei einer Nachtaufnahme.
So starte ich immer in Adobe Bridge, wo meine gesamte Bibliothek "Zuhause" ist, ich also alle meine Bilder organisiere. Alternativ geht das natürlich auch mit Lightroom, was bei mir bis vor einem Jahr auch zum Einsatz kam. Der Vorteil von Bridge ist meiner Ansicht nach, dass es schneller läuft und auch Bilder im PSB Format anzeigt. Darauf komme ich später noch einmal zurück.
Der Hauptnutzen von solchen Programmen liegt tatsächlich im organisieren der eigenen Bilder. Hier ist es möglich Bildserien zu stapeln, verschlagworten usw., des Weiteren besteht die Möglichkeit seine Bilder mittels RAW Converter direkt zu bearbeiten und erste Einstellungen zu machen, welche direkt mit dem Bild gespeichert werden, einen aber immer wieder zum Original zurück kehren lassen.
Wenn ich nun eine Serie von 10 Bildern habe die ich für die Milchstrasse benötige, dann öffne ich diese und mache kleine Anpassungen wie Weissabgleich etc., danach werden die Bilder als TIFF Datei in der best möglichen Qualität exportiert.
Das ist notwendig, damit Programme wie der StarryLandscapeStacker etwas damit anfangen können. Diese Software ist eigentlich auf Bilder ausgelegt die mit Brennweiten bis 50mm aufgenommen wurden. Bei meinem Workflow war es aber durchaus möglich, ein Bild mit 155mm problemlos zu stacken. Das Resultat findet ihr weiter unten in der Galerie.
Für den ganzen Stacking Prozess gibt es super Tutorials direkt beim Entwickler, dazu stehen ganz unten im Blog alle nützlichen Links zu den behandelten Themen. Damit es hier nicht komplett ausufert verzichte ich darauf jeden Schritt ins Detail zu erklären.
Wen es näher interessiert kann gerne dort rein schauen, oder bei Interesse, mich für einen privaten Kurs kontaktieren.
Sind die Bilder erst einmal gestackt, kann die Arbeit in Photoshop weiter gehen.
Persönlich mache ich gerne als erstes den Himmel bereit, sodass man in einem zweiten Schritt gleich mit dem Kombinieren von Vorder- und Hintergrund beginnen kann. Die endgültige Bearbeitung folgt dann später...
Je nach Vordergrund den man aufgenommen hat, dauert die Vorbereitung zwischen 5 Minuten bis zu einer Stunde. So gestalten sich Bilder mit einem grossen Schärfebreich besonders schwierig. Gerade wenn man nahe an eine Blume heran geht und auch da ein Set von 5-10 Bildern aufnehmen muss, beansprucht das eine Menge Zeit. Hier empfiehlt sich eine ähnliche Vorgehensweise zu wählen wie beim stacken des Himmels. Am besten alle Bilder in PS öffnen und dann überlagern, bis am Schluss nur noch 2 Aufnahmen übrig bleiben, nämlich diejenige des Himmel und den perfekt scharfen Vordergrund. Ein Beispiel dazu seht ihr weiter unten in der Galerie. Somit ergeben sich ganz unterschiedliche Workflows, je nachdem wie anspruchsvoll das Bild ist und wieviele einzelne Aufnahmen kombiniert werden müssen.
Heute gehe ich auf eine etwas einfachere Aufnahme ein, welche vor einigen Tagen entstanden und ganz oben zu sehen ist.
Für dieses Bild gab es wie gehabt das 10er Set für die Milchstrasse und eine einzige Aufnahme für den Vordergrund. Da mir die Qualität des Endprodukts sehr wichtig ist, habe ich mich entschieden den Vordergrund in der Dämmerung aufzunehmen. Denn was nützt mir ein Sternenhimmel der komplett Rauschfrei ist, wenn der Rest des Bildes aussieht wie ein Kornhaufen?
Nun für den einen oder anderen stimmt diese Vorgehensweise nicht mit der Idee von Fotografie überein, das kann ich verstehen. Persönlich sehe ich aber wenig Sinn darin, das Selbe Bild mit einer 10 Minuten Belichtung aufzunehmen, nur damit ich sagen kann das wurde in der Nacht aufgenommen? Weil wenn wir ehrlich sind, sieht unser Auge weder die Farben die eine Kamera aufnimmt, noch kann es 10 Minuten belichten damit die Landschaft hell genug wird.
Was mir aber wichtig ist, dass am Ende ein Bild entsteht welches natürlich aussieht und von der Ausrichtung her dem entspricht, was ich vor Ort gesehen habe. Viel zu oft sehe ich in letzter Zeit Bilder mit Bergen, die entweder komplett blau sind, oder gleich die Farben des Sonnenuntergangs aufweisen, während darüber die Milchstrasse strahlt.
So etwas geht für mich gar nicht, deswegen wähle ich den Zeitpunkt kurz nach der blauen Stunde für meinen Vordergrund. In dieser Zeit ist die Landschaft nicht mehr ganz so blau, sondern eher etwas pink/violett und das lässt sich wesentlich besser mit einem Sternenhimmel vereinen.
Das bleibt aber jedem selbst überlassen und hat auf den Ablauf der Bearbeitung wenig bis keinen Einfluss...
Nun gut, genug über Sichtweisen etc. und zurück zum eigentlichen Thema...
So sah mein RAW aus welches ich verwendet habe. Wenn immer möglich, versuche ich diese Aufnahmen so hell es geht zu gestalten, dann hat man später mehr Spielraum für Anpassungen.
Natürlich ist so etwas noch massiv zu hell und es würde mehr als unnatürlich aussehen, wenn hier die Sterne funkeln würden.
Deshalb wird als erstes der Himmel mit einer Maske ausgeblendet und durch das Bild der Milchstrasse ersetzt.
Schrittweise passe ich anschliessend die Helligkeit und Farben denen des Himmels an und lande am Schluss beim Ergebnis unten.
Soweit passt das Ergebnis schon relativ gut, lediglich durch eine Helligkeitsanpassung.
Was später noch folgt sind ein paar Layer mit lokalen Korrekturen um das Bild abzurunden und fertig zu stellen.
Am einfachsten ist es, wenn man seine ganzen Layer im Dokument behält und auch so abspeichert. Falls das Bild dann nicht mehr gefällt, kann man einfach zurück und die Details anpassen ohne gleich wieder bei Null zu starten.
Ihr könnt euch vorstellen wie schnell so eine Datei die Grenze von 3-4GB überschreitet. Genau da kommt das PSB Format zum Einsatz. Anders als eine TIFF oder PSD Datei ist hier das Speicherlimit viel höher und erlaubt es alles zu speichern.
Leider wird dieses Format von Lightroom nicht unterstützt, weshalb ich im Endeffekt auf Bridge gewechselt habe.
Der Vergleich
Wie schon beim letzten Beitrag gibt es auch Heute einen Vergleich, der zeigen soll was ein Tracker und die Stacking Software für Fortschritte bringen.
Anders als beim letzten Beitrag seht ihr unten 2 Bilder die ich identisch bearbeitet habe.
Sprich, es wurden in Camera RAW sowie in Photoshop genau die selben Regler angewendet, selbst der Weissabgleich ist identisch!
Der Unterschied, der beim RAW Bild noch kaum sichtbar war, wird hier deutlicher. Nebst den komplett fehlenden Farben summiert sich das Rauschen ins unermessliche, soweit bis es nicht mehr korrigiert werden kann...
Wenn ihr etwas weiter rein zoomt, seht ihr das wirklich brutale Farbrauschen auf dem linken Bild und so gut wie nichts auf dem rechten.
Bei Beiden habe ich weder das Farb- noch das normale Rauschen reduziert, also faire Bedingungen ;-)
Nikon 24-70 F/2.8
@ 56mm F/2.8 ISO 6400 10sek.
Nikon Z7
Nikon 24-70mm F/2.8
@ F/4.0 ISO 6400 10 x 95sek.
Nikon Z7 + VIXEN Polarie
Wenn ihr euch jetzt eine Vergrösserung für den Druck auf 200cm x 300cm vorstellt (was theoretisch möglich ist!), dann könnt ihr euch denken wie gross und hübsch die farbigen Punkte auf dem Papier aussehen, nicht wahr?
Nichts destotrotz ist es ein ansehnliches Ergebnis für ein Standard Zoom Objektiv, dass sollte man auch berücksichtigen. Aus diesem Grund bin ich auch ein Fan des Nikon 24-70 F/2.8, der ersten Generation und nein ich werde von niemandem gesponsert, das Material von Nikon ist einfach TOP!
Über die Schritte wie man nun die Milchstrasse am Besten entwickelt um diese feinen Details heraus zu holen, könnte man ewig schreiben.
Nur ist es so, das jedes Tutorial lediglich Anhaltspunkte liefern kann. Nicht jede Nacht ist gleich und nicht von jedem Standort aus sind die Sterne gleichermassen zu sehen. Es ist bei jedem Mal eine neue Herausforderung und man entdeckt etwas Neues was einem gefällt. Auch hängt die Bearbeitung stark von der gewählten Brennweite und dem Objektiv ab das man benützt.
Bei meinen Aufnahmen findet der grösste Teil der Bearbeitung in Photoshop statt. Dort versuche ich mit Tonwertkorrektur, Kurven und Helligkeits Layern lokale Anpassungen zu machen. Das geschieht jeweils mittels Masken und immer Vordergrund und Hintergrund getrennt voneinander.
Wie so ein Vorher - Nachher aussieht seht ihr unten.
Links die kombinierten Aufnahmen vor der Bearbeitung in Photoshop
Rechts die kombinierten Aufnahmen nach der Bearbeitung in Photoshop
Soweit ist das Bild nun fertig und kann als JPEG, oder was auch immer gespeichert werden. Bei Bedarf steht die hochaufgelöste Datei mit allen Layern zu Verfügung und kann für einen Auftrag/Druck geschärft, vegrössert oder angepasst werden.
Ich hoffe dieser kleine Einblick in meinen Workflow hat euch gefallen, oder sogar weiter geholfen.
Nachfolgend seht ihr eine kleine Auswahl an Bildern die entstanden sind, seit ich den Vixen Polarie besitze.
Das war der zweite und vorerst letzte Teil zum Thema Astro-Tracker, ich hoffe er hat euch gefallen und einen Nutzen gebracht.
Mein Fazit bleibt das Selbe wie beim letzten Mal, ich bin immer noch total begeistert vom Polarie und habe endlich wieder Freude daran, die Kamera auch Nachts im Einsatz zu haben!
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